Über Paul Flora, sein Leben & seine Werke
Paul Flora (1922 - 2009)
Ein österreichischer Zeichner und Graphiker, der bekannt für seine humorvollen und satirischen Werke war und ist. Seine Arbeiten, (insbesondere Zeichnungen, Lithografien und Radierungen, aber auch jede Art von Druck) erfreuen sich großer Beliebtheit und spiegeln seine feinsinnige Beobachtungsgabe wider.
Populär bis heute...

Nachruf
Paul Flora war stolz darauf, dass seine Zeichnungen nicht nur in Museen, sondern in abertausenden Wohnzimmern jener hängen, die man gemeinhin als „einfache Menschen“ bezeichnet. Seine Popularität war groß, und er hat sich ihrer nicht eitel und elitär geschämt, sondern sie alle Tage genossen.
Als Künstler hatte er die Gabe des bösen Blicks, dem das Verlachenswerte in der Welt auffällt, auf dass er es in seinen Zeichnungen festhalte; als Mensch aber war er geradezu arglosen Sinnes, witzig, hilfsbereit, das lebende Beispiel dafür, dass große Künstler keine Egomanen sein müssen. Die Kunst, die er nimmermüde bis ins hohe Alter geschaffen hat, weil ihm das Zeichnen von Kindheit auf das natürliche Metier seines Lebens war, ist tatsächlich für alle da: Sie erfreut den Kenner der graphischen Tradition und den Betrachter, der sich ihr ohne kunstgeschichtliches Vorwissen stellt, ihr Witz ist subtil und hintergründig, ihre Form meisterhaft.
Es bleiben seine Kunstwerke; aber es wird auch so schnell nicht die Erinnerung an einen wahrlich noblen Menschen verblassen, der sich in seiner eigenen, humanen Lebenskunst selbst erschuf und alle bezauberte, die ihm zu begegnen das Glück hatten.

Karl-Markus Gauß
zur Person des Nachruf-Verfassers
Curriculum
Den Werdegang von Paul Flora können Sie interaktiv endtecken, wenn Sie sich durch die Timeline seines Lebens unterhalb des Textes durchklicken.
in Glurns im Vinschgau, Südtirol
bis 1944
1944/1945 in Italien, Ungarn & der Slowakei
Nach kurzer amerikanischer Gefangenschaft wieder in Innsbruck; Im November erste Ausstellung in den Räumen der „Zofinga“, Bern
Mitglied des „Art Club“
in Venedig
in Innsbruck
Erstes Buch im Diogenes Verlag: Veröffentlichung von „Flora´s Fauna“
Veröffentlichung von „Das Musenross"
Verleihung des Staatspreises für Graphik – außerdem Ausstellung in der Wiener Secession
Veröffentlichung von "Das Schlachtross" und "Menschen und andere Tiere"
Beginn als Mitarbeiter von „Die Zeit" und Ausstellung in der Galerie Würthle
Ausstellungen in der Overbeck Gesellschaft und der Este-Gallery
Veröffentlichung von „Trauerflora" mit Vorwort von Friedrich Dürrenmatt
Ausstellungen in der Kunsthalle Bremen und im Maison de France; Veröffentlichung von "Vivat Vamp"
Veröffentlichungen von „Der Zahn der Zeit“ und „Ein Schloß für ein Zierhuhn"
Ausstellungen im österreichischen Kulturinstitut in Paris und im Kunstkreis Hameln; Veröffentlichung von „Ach du liebe Zeit I"
Bühnenbild für „Amphytrion“ im Akademietheater in Wien und für „Der König stirbt“ im deutschen Schauspielhaus Hamburg; Ausstellung im Wilhelm Busch Museum Hannover
Veröffentlichung von „Ach du liebe Zeit II“, „Floras Taschenfauna“ und „Die Männchen und die Fräuchen“
Ausstellungen im Taxispalais und im Wessenberghaus
Teilnahme an der Biennale in Venedig mit 50 Zeichnungen
Ausstellungen im österreichischen Kulturinstitut in Warschau und New York; Veröffentlichung von „Königsdramen“
Aufenthalt in New York mit Kurt Moldovan
Veröffentlichung von „Veduten und Figuren“ mit einem Vorwort von Friedrich Dürrenmatt
Veröffentlichung von „Der gebildete Gartenzwerg“ und „Zeitvertreib“; Ausstellung im Aargauer Kunsthaus
Veröffentlichung der Mappe „Diogenes Portfolio" und des Buches „Die verwurzelten Tiroler und ihre bösen Feinde“
Veröffentlich von „Premiere“ und „Als der Großvater auf die Großmutter schoß“; Ausstellung in der Galleria Il Milione Mailand
Aufenthalt mit Kurt Moldovan in London
Ausstellungen im Suermont Museum, im Kulturhaus Graz und im Wolfgang Gurlitt Museum
Veröffentlichungen von „Auf in den Kampf“ und „Der bürgerliche Wüstling“
Ausstellung im niederrheinischen Freilichtmusem in Grefrath
Ausstellung im Folkwang Museum Essen und in der Galerie Günther Franke in München
Veröffentlichung von „Hungerburger Elegien“ in Buchform
Ausstellung im Museé de Grenoble; Veröffentlichung der Mappe „Die Raben“
Veröffentlichung von „Penthouse“ und „Von (A)uto bis (Z)entauren“ (Bücher); Glanz und Elend der Eisenbahn (Mappe)
Veröffentlichung von „Abenteurer"
Ausstellung im Museum Nymwegen; Veröffentlichung von „Der blasse Busenfreund“ und „Frühe Zeichnungen“ (Bücher); „Fauna“ (Mappe)
Veröffentlichung von „Theater“ (Mappe)
Veröffentlichung von „Vergebliche Worte“
Ausstellung im Kulturhaus Graz und im Taxispalais; Veröffentlichung von „Nocturnos“ und „Winzige Werke“ (Bücher); „Venezia“ (Mappe)
Ausstellung im Städt. Museum Freiburg im Breisgau; Veröffentlichung von „Variationen zu Wagner“, „Brotlose Berufe“ und „Die Turnübungen der Älpler“ (Bücher); „Panoptikum“ (Mappe)
Verleihung Großes Verdienstkreuz der BRD
Premio Internazionale Assagio d'Árte Filatelica – ein jährlich in Asiago, Italien, verliehener Preis, der sich auf die künstlerische Gestaltung von Briefmarken konzentriert.
Mitglied der Bayrischen Akademie der bildenden Künste, „Gezeichnetes und Geschriebenes“
Bis 1991 entstehen mehrere Filme über und von Flora für den ORF: „Die Raben von San Marco“ (Flora), „Floras Fauna“ (Flora), „Ein Fischer im Drüben“ (Alfred Kubin) und „Ein Abenteurer im Schlafrock“ (Paul von Rittinger)
Ehrenbürger der Stadt Glurns sowie Große Retrospektive im Historischen Museum der Stadt Wien
Große Retrospektive in der Bayrischen Akademie der schönen Künste in München
Mit der Verleihung der Preise ist eine Ausstellung mit Werken der Preisträger in einer kommunalen Einrichtung verbunden.
„Ein Florilegium“ mit einem ausführlichem Text von (A)kademie bis (Z)eichner von Karl-Markus Gauß (Buch); Retrospektive im Palais Esplanade in Meran und im Palais Harrach in Wien
Retrospektive „Aus vielen Zeiten“ mit Arbeiten von 1936-2004
Paul Flora stirbt am 15. Mai 2009 in Innsbruck
Das geniale Frühwerk ist anfangs stark von Kubin geprägt. Noch vor 1950 bricht er radikal mit der dichten Schraffur und wendet sich der feinnervigen, dünnlinigen, zarten Umrisszeichnung zu. Konsequent entwickelt er eine unverkennbare Strichtechnik mit Tuschfeder, mit der weit über Europa hinaus identifiziert wird.
Zur technischen Meisterschaft gesellt sich ein Blick für das originelle, zuweilen abseitige Sujet. Der Witz reicht von ätzender Satire, über milde Ironie bis zu gelassenem Humor. Flora hat sich auch dann, wenn er Karikaturen verfertigte, stets als Zeichner verstanden.
Wiederkehrende Themen sind Städte wie Venedig mit seinem Karneval und der commedia dell´arte, Akrobaten, Herbststimmungen, Militärszenerien, angemaßter Hochmut der Herrschenden sowie die organisierte Spießigkeit von Vereinen und Verbänden, erotische und andere Unglücksfälle, Untergangszenarien der k.u.k.Monarchie sowie die großen Figuren der Geschichte wie Richard Wagner, Napoleon, Nietzsche oder auch Edgar Allen Poe u.a.m. Sein Wappentier und zugleich das häufigste Motiv ist der Rabe, der weise und gesprächig ist. Insider wissen, löst man ihm die Zunge, spricht er besser als jeder Papagei.
In den sechziger Jahren wird der Strich fester, die Umrisslinie dicker, die Binnenzeichnung zusehends dominant. Ab den siebziger Jahren beginnt die Schraffur auf eine unverwechselbare Art das Blatt zurückzuerobern, wodurch er starke Effekte mit der fein abgestuften Kontrastierung von hell zu dunkel erzeugt. Er setzt auch die Farbe sparsam als weiteres malerisches Element seiner zeichnerischen Arbeit ein. War es in den 50ern noch selten aber doch Aquarellfarbe, so wechselte er ab den späten 70ern und vor allem áb den 80ern immer öfter auch zu Farbsitften, In den achtziger Jahren ergänzt er sein Ouevre um die Bleistift-Zeichnung.
Im Alterswerk tritt schließlich ein stark lyrisches Element in manchen Bildern hinzu: Herbstlandschaften, einsame Reiter im Nebel, kahle Bäume, einsam verfallende Häuser. Flora wurde in seiner graphischen Eindrücklichkeit wegweisend für das 20. Jahrhundert und prägte es als Zeichner wie kein Anderer. Damit wurde er nicht nur einer der wichtigsten, sondern auch einer der beliebtesten Zeichner Europas. Arbeiten aus seiner Hand finden sich in vielen öffentlichen und privaten Sammlungen.

Dr. Thomas Seywald
zur Person des Verfassers – Curriculum
Werke & Publikationen
Bücher, Texte sowie Filme über und mit Paul Flora. Außerdem Auszeichnungen und Ausstellungen/Museen.
1963 entwarf Flora zudem Bühnenbilder, zwischen 1985 und 1998 mehrere Briefmarkenserien für Österreich und das Fürstentum Liechtenstein (u.a. 1988 Sommer- und Winterolympiade).
Artikel unter anderem in:
- C. Pack, Moderne Graphik in Österreich, Hn 1969
- Fuchs, Maler (20. Jh.), I 1985
- Wilhelm Busch Museum, Paul Flora, 1984
- Bay. Akad. der Schönen Künste, Floras Fauna, 1997
- Kunsthistorisches Museum Wien, Zeichnungen 1938-2001, 2002 (zum 80. Geburtstag)
(Quelle: Dr. Thomas Seywald, Nachlassvertretung für Paul Flora)
- Der Mensch denkt, 1947;Herr Huber im wilden Westen, 1947;
- Flora´s Fauna, 1953;
- Das Musenross, 1955;
- Das Schlachtross 1957;
- Trauerflora, 1958;
- Vivat Vamp, 1959;
- Der Zahn der Zeit, 1961;
- Ach du liebe Zeit, 1961;
- Königsdramen, 1966;
- Veduten und Figuren, 1968;
- Der gebildete Gartenzwerg, 1969;
- Die verwurzelten Tiroler und ihre bösen Feinde, 1970;
- Als der Großvater auf die Großmutter schoß, 1971;
- Hungerburger Elegien, 1975;
- Penthouse, 1977;
Der blasse Busenfreund, 1979; - Vergebliche Worte, 1981;
- Nocturnos, 1982;
- Die Raben von San Marco, 1985;
- Gezeichnetes und Geschriebenes, 1987;
- Die welke Pracht, 1990;
- Frühe Zeichnungen, 1992;
- Dies und Das, 1997;
- Zeichnungen (Retrosp. z. 75.Geb.)
Paul Flora und Karl Markus Gauß, Ein Florilegium, 2002 (z. 80. Geb.); - Paul Flora und Karl Markus Gauß, Die sonderbare Stadt, 2003;
(Quelle: Dr. Thomas Seywald, Nachlassvertretung für Paul Flora)
Zwischen 1989 und 1993 erschienen sind:
- Die Raben von San Marco.
- Floras Fauna.
- Ein Fischer im Drüben. (Zu Alfred Kubin)
- Ein Abenteurer im Schlafrock (zu Paul von Rittinger)
Ausstellungen (Auswahl):
- Galerien: BERN, Zofingia 1945.
- WIEN, Neue Galerie 1947.
- MÜNCHEN, Galerie Gurlitt 1949 und danach in vielen hundert Galerien in Europa und den USA.
- Stammgalerien sind: Innsbruck (Galerie Flora) und Salzburg (Galerie Seywald).
Museen (Auswahl):
- MUSEUM FERDINANDEUM, Innsbruck 1952
- Beginn einer Wanderausstellung u.a. in: FOLKWANG MUSEUM, Essen; KUNSTHALLE BREMEN; WILHELM BUSCH-MUSEUM, Hannover; AARGAUER KUNSTHAUS; KUNSTMUSEUM WINTERTHUR; MUSEE DE GRENOBLE; MUSEUM NYMWEGEN; BIENNALE VENEDIG
- KUNSTHALLE BREMEN 1959
- WILHELM BUSCH MUSEUM, Hannover 1963
- BIENNALE VENEDIG 1966
- SUERMONT MUSEUM, Aachen 1972
- FOLKWANG MUSEUM, Essen 1974
- MUSEUM NYMWEGEN 1979
- MUSEUM FÜR KUNST UND GEWERBE, Hamburg 1984
- ALBRECHT DÜRER-HAUS, Nürnberg 1989
- HISTORISCHES MUSEUM DER STADT WIEN (Retrospektive) 1992
- BAYERISCHE AKADEMIE DER SCHÖNEN KÜNSTE (Retrospektive) 1997
- PALAIS ESPLANADE, Meran (Retrospektive) 2002
- PALAIS HARRACH, Wien (Retrospektive) 2002
- Preis der Tiroler Landesregierung 1948
- Preis der Gesellschaft zur Förderung neuer Kunst, Wien 1948
- Ehrenzeichen des Landes Tirol 1959
- Ehrenlokführer der Zillertalbahn seit 1964
- Großes Deutsches Bundesverdienstkreuz 1985
- Korresp. Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste seit 1986
- Premio internazionale Asiago d`Arte Filatelica 1986
- Ehrenbürger der Stadt Glurns 1992
- E.O.Plauen-Preis, Chemnitz 1999
- Ehrenbürger der Stadt Innsbruck 2002