Über Paul Flora, sein Leben & seine Werke

Paul Flora (1922 - 2009)

Ein österreichischer Zeichner und Graphiker, der bekannt für seine humorvollen und satirischen Werke war und ist. Seine Arbeiten, (insbesondere Zeichnungen, Lithografien und Radierungen, aber auch jede Art von Druck) erfreuen sich großer Beliebtheit und spiegeln seine feinsinnige Beobachtungsgabe wider.

Populär bis heute...

Paul Flora gilt heute wohl als der bedeutenste Künstler der österreichischen Nachkriegszeit neben Alfred Kubin. Seine Werke, vor allem die charakteristischen Zeichnungen und die umfangreiche Druckgraphik, sind international in Museen und Sammlungen vertreten und werden auf dem Kunstmarkt hoch geschätzt. Seine enorme Verbreitung und Beliebtheit erreichte er über die zahlreichen Bücher und Drucke, sowie als Kritiker und Karikaturist über lange Zeit in diversen Medien.
Letztes Foto von Paul Flora

Nachruf

Paul Flora war stolz darauf, dass seine Zeichnungen nicht nur in Museen, sondern in abertausenden Wohnzimmern jener hängen, die man gemeinhin als „einfache Menschen“ bezeichnet. Seine Popularität war groß, und er hat sich ihrer nicht eitel und elitär geschämt, sondern sie alle Tage genossen.

Als Künstler hatte er die Gabe des bösen Blicks, dem das Verlachenswerte in der Welt auffällt, auf dass er es in seinen Zeichnungen festhalte; als Mensch aber war er geradezu arglosen Sinnes, witzig, hilfsbereit, das lebende Beispiel dafür, dass große Künstler keine Egomanen sein müssen. Die Kunst, die er nimmermüde bis ins hohe Alter geschaffen hat, weil ihm das Zeichnen von Kindheit auf das natürliche Metier seines Lebens war, ist tatsächlich für alle da: Sie erfreut den Kenner der graphischen Tradition und den Betrachter, der sich ihr ohne kunstgeschichtliches Vorwissen stellt, ihr Witz ist subtil und hintergründig, ihre Form meisterhaft.

Es bleiben seine Kunstwerke; aber es wird auch so schnell nicht die Erinnerung an einen wahrlich noblen Menschen verblassen, der sich in seiner eigenen, humanen Lebenskunst selbst erschuf und alle bezauberte, die ihm zu begegnen das Glück hatten.

1954 in Salzburg geboren, freier Schriftsteller, mit Paul Flora seit vielen Jahren befreundet. Als er 2001 mit dem „Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz“ ausgezeichnet wurde, hielt Paul Flora die Laudatio.
Karl Markus Gauß

Karl-Markus Gauß

zur Person des Nachruf-Verfassers

Curriculum

Den Werdegang von Paul Flora können Sie interaktiv endtecken, wenn Sie sich durch die Timeline seines Lebens unterhalb des Textes durchklicken.

1922
Geburt
Geburt

in Glurns im Vinschgau, Südtirol

1927
Innsbruck
Übersiedlung nach Innsbruck
1942
München
Aufenthalt in München

bis 1944

1944
Soldat
Kriegsdienst

1944/1945 in Italien, Ungarn & der Slowakei

1945
Rückkehr
Erste Ausstellung

Nach kurzer amerikanischer Gefangenschaft wieder in Innsbruck; Im November erste Ausstellung in den Räumen der „Zofinga“, Bern

1948
Art Club
Art Club

Mitglied des „Art Club“

1950
Biennale
Teilnahme an der Biennale

in Venedig

1952
Ferdinandeum
Ausstellung im Museum Ferdinandeum

in Innsbruck

1953
Erstes Buch
„Flora´s Fauna“ 

Erstes Buch im Diogenes Verlag: Veröffentlichung von „Flora´s Fauna“ 

1955
Buch
„Das Musenross"

Veröffentlichung von „Das Musenross"

1956
Staatspreis
Staatspreis-Verleihung

Verleihung des Staatspreises für Graphik – außerdem Ausstellung in der Wiener Secession 

1957
Bücher
"Das Schlachtross"

Veröffentlichung von "Das Schlachtross" und "Menschen und andere Tiere"

1957
Karikaturist
Polit. Karikaturen in Hamburg und Wien

Beginn als Mitarbeiter von „Die Zeit" und Ausstellung in der Galerie Würthle

1958
Ausstellungen
Ausstellungen in Lübeck und New York

Ausstellungen in der Overbeck Gesellschaft und der Este-Gallery

1958
Buch
„Trauerflora"

Veröffentlichung von „Trauerflora" mit Vorwort von Friedrich Dürrenmatt

1959
Ausstellungen und Buch
Ausstellungen in Bremen und Berlin

Ausstellungen in der Kunsthalle Bremen und im Maison de France; Veröffentlichung von "Vivat Vamp"

1961
Bücher
„Der Zahn der Zeit“

Veröffentlichungen von „Der Zahn der Zeit“ und „Ein Schloß für ein Zierhuhn"

1962
Ausstellungen & Bücher
Ausstellungen in Paris / Hameln, Buch "Ach du liebe Zeit I"

Ausstellungen im österreichischen Kulturinstitut in Paris und im Kunstkreis Hameln; Veröffentlichung von „Ach du liebe Zeit I"

1963
Theater/Ausstellung
Bühnenbilder sowie Hannover-Ausstellung

Bühnenbild für „Amphytrion“ im Akademietheater in Wien und für „Der König stirbt“ im deutschen Schauspielhaus Hamburg; Ausstellung im Wilhelm Busch Museum Hannover

1964
Bücher
„Ach du liebe Zeit II“

Veröffentlichung von „Ach du liebe Zeit II“, „Floras Taschenfauna“ und „Die Männchen und die Fräuchen“

1964
Ausstellung
Ausstellungen in Innsbruck & Konstanz

Ausstellungen im Taxispalais und im Wessenberghaus

1966
Biennale
Biennale in Venedig

Teilnahme an der Biennale in Venedig mit 50 Zeichnungen

1966
Ausstellungen und Buch
Ausstellungen in Warschau & New York

Ausstellungen im österreichischen Kulturinstitut in Warschau und New York; Veröffentlichung von „Königsdramen“

1967
NYC
New York mit Moldovan

Aufenthalt in New York mit Kurt Moldovan

1968
Buch
Buch mit Vorwort von Dürrenmatt

Veröffentlichung von „Veduten und Figuren“ mit einem Vorwort von Friedrich Dürrenmatt

1969
Bücher und Ausstellung
Aargau-Ausstellung

Veröffentlichung von „Der gebildete Gartenzwerg“ und „Zeitvertreib“; Ausstellung im Aargauer Kunsthaus

1970
Mappe und Buch
„Diogenes Portfolio"

Veröffentlichung der Mappe „Diogenes Portfolio" und des Buches „Die verwurzelten Tiroler und ihre bösen Feinde“

1971
Ausstellung und Bücher
Mailand-Ausstellung

Veröffentlich von „Premiere“ und „Als der Großvater auf die Großmutter schoß“; Ausstellung in der Galleria Il Milione Mailand

1971
London
London mit Moldovan

Aufenthalt mit Kurt Moldovan in London

1972
Ausstellungen
Ausstellungen in Aachen, Graz, Linz

Ausstellungen im Suermont Museum, im Kulturhaus Graz und im Wolfgang Gurlitt Museum 

1972
Bücher
"Auf in den Kampf" sowie "Der bürgerliche Wüstling"

Veröffentlichungen von „Auf in den Kampf“ und „Der bürgerliche Wüstling“

1973
Ausstellung
Grefrath-Ausstellung

Ausstellung im niederrheinischen Freilichtmusem in Grefrath

1974
Ausstellungen
Ausstellungen in Essen und München

Ausstellung im Folkwang Museum Essen und in der Galerie Günther Franke in München

1975
Buch
„Hungerburger Elegien“

Veröffentlichung von „Hungerburger Elegien“ in Buchform

1976
Ausstellung & Mappe
Grenoble-Ausstellung

Ausstellung im Museé de Grenoble; Veröffentlichung der Mappe „Die Raben“

1977
Bücher & Mappe
"Penthouse" und mehr

Veröffentlichung von „Penthouse“ und „Von (A)uto bis (Z)entauren“ (Bücher); Glanz und Elend der Eisenbahn (Mappe)

1978
Mappe
"Abenteuer" erscheint

Veröffentlichung von „Abenteurer"

1979
Ausstellung
Nymwegen-Ausstellung

Ausstellung im Museum Nymwegen; Veröffentlichung von „Der blasse Busenfreund“ und „Frühe Zeichnungen“ (Bücher); „Fauna“ (Mappe)

1980
Mappe
"Theater"

Veröffentlichung von „Theater“ (Mappe)

1981
Buch
„Vergebliche Worte“

Veröffentlichung von „Vergebliche Worte“

1982
Ausstellung
Graz-Ausstellung

Ausstellung im Kulturhaus Graz und im Taxispalais; Veröffentlichung von „Nocturnos“ und „Winzige Werke“ (Bücher); „Venezia“ (Mappe)

1983
Ausstellung
Freiburg-Ausstellung

Ausstellung im Städt. Museum Freiburg im Breisgau; Veröffentlichung von „Variationen zu Wagner“, „Brotlose Berufe“ und „Die Turnübungen der Älpler“ (Bücher); „Panoptikum“ (Mappe)

1985
Verdienstkreuz
Großes Verdienstkreuz

Verleihung Großes Verdienstkreuz der BRD

1986
Asiago
„Oscar der Philatelie“

Premio Internazionale Assagio d'Árte Filatelica – ein jährlich in Asiago, Italien, verliehener Preis, der sich auf die künstlerische Gestaltung  von Briefmarken konzentriert. 

1987
Bayr. Akademie
Akademie-Mitglied

Mitglied der Bayrischen Akademie der bildenden Künste, „Gezeichnetes und Geschriebenes“

1989
Film & Fernsehen
ORF-Filme

Bis 1991 entstehen mehrere Filme über und von Flora für den ORF: „Die Raben von San Marco“ (Flora), „Floras Fauna“ (Flora), „Ein Fischer im Drüben“ (Alfred Kubin) und „Ein Abenteurer im Schlafrock“ (Paul von Rittinger)

1992
Ehrenbürger
Ehrenbürger der Stadt Glurns

Ehrenbürger der Stadt Glurns sowie Große Retrospektive im Historischen Museum der Stadt Wien

1997
Retrospektive
Große Retrospektive

Große Retrospektive in der Bayrischen Akademie der schönen Künste in München

1999
Förderpreis
Verleihung des e.o.plauen-Preis

Mit der Verleihung der Preise ist eine Ausstellung mit Werken der Preisträger in einer kommunalen Einrichtung verbunden.

2002
Florilegium
Zum 80. Geburtstag

„Ein Florilegium“ mit einem ausführlichem Text von (A)kademie bis (Z)eichner von Karl-Markus Gauß (Buch); Retrospektive im Palais Esplanade in Meran und im Palais Harrach in Wien

2004
Retrospektive
Retrospektive

Retrospektive „Aus vielen Zeiten“ mit Arbeiten von 1936-2004

2009
Tod
Tod

Paul Flora stirbt am 15. Mai 2009 in Innsbruck

Das geniale Frühwerk ist anfangs stark von Kubin geprägt. Noch vor 1950 bricht er radikal mit der dichten Schraffur und wendet sich der feinnervigen, dünnlinigen, zarten Umrisszeichnung zu. Konsequent entwickelt er eine unverkennbare Strichtechnik mit Tuschfeder, mit der weit über Europa hinaus identifiziert wird.

Zur technischen Meisterschaft gesellt sich ein Blick für das originelle, zuweilen abseitige Sujet. Der Witz reicht von ätzender Satire, über milde Ironie bis zu gelassenem Humor. Flora hat sich auch dann, wenn er Karikaturen verfertigte, stets als Zeichner verstanden.

Wiederkehrende Themen sind Städte wie Venedig mit seinem Karneval und der commedia dell´arte, Akrobaten, Herbststimmungen, Militärszenerien, angemaßter Hochmut der Herrschenden sowie die organisierte Spießigkeit von Vereinen und Verbänden, erotische und andere Unglücksfälle, Untergangszenarien der k.u.k.Monarchie sowie die großen Figuren der Geschichte wie Richard Wagner, Napoleon, Nietzsche oder auch Edgar Allen Poe u.a.m. Sein Wappentier und zugleich das häufigste Motiv ist der Rabe, der weise und gesprächig ist. Insider wissen, löst man ihm die Zunge, spricht er besser als jeder Papagei.

In den sechziger Jahren wird der Strich fester, die Umrisslinie dicker, die Binnenzeichnung zusehends dominant. Ab den siebziger Jahren beginnt die Schraffur auf eine unverwechselbare Art das Blatt zurückzuerobern, wodurch er starke Effekte mit der fein abgestuften Kontrastierung von hell zu dunkel erzeugt. Er setzt auch die Farbe sparsam als weiteres malerisches Element seiner zeichnerischen Arbeit ein. War es in den 50ern noch selten aber doch Aquarellfarbe, so wechselte er ab den späten 70ern und vor allem áb den 80ern immer öfter auch zu Farbsitften, In den achtziger Jahren ergänzt er sein Ouevre um die Bleistift-Zeichnung.

Im Alterswerk tritt schließlich ein stark lyrisches Element in manchen Bildern hinzu: Herbstlandschaften, einsame Reiter im Nebel, kahle Bäume, einsam verfallende Häuser. Flora wurde in seiner graphischen Eindrücklichkeit wegweisend für das 20. Jahrhundert und prägte es als Zeichner wie kein Anderer. Damit wurde er nicht nur einer der wichtigsten, sondern auch einer der beliebtesten Zeichner Europas. Arbeiten aus seiner Hand finden sich in vielen öffentlichen und privaten Sammlungen.

1958 geboren, betreibt die gleichnamige "Galerie Seywald" und betreut den Nachlass Paul Floras in Salzburg.
Dr. Thomas Seywald

Dr. Thomas Seywald

zur Person des Verfassers – Curriculum

Werke & Publikationen

Bücher, Texte sowie Filme über und mit Paul Flora. Außerdem Auszeichnungen und Ausstellungen/Museen.

1963 entwarf Flora zudem Bühnenbilder, zwischen 1985 und 1998 mehrere Briefmarkenserien für Österreich und das Fürstentum Liechtenstein (u.a. 1988 Sommer- und Winterolympiade).

Fotos aus dem Leben